[…] Auch die Doppelung einzelner Szenen wie die Auseinandersetzung zwischen Emilia und ihrem Vater in einer patinösen Videoprojektion signalisiert, dass sich hier nun leibhaftige Gegenwart von einer vergilbenden Vergangenheit löst: Im leibhaftigen Spiel auf der Bühne ringen die Figuren schon um die neuen Verhältnisse zwischen den Geschlechtern; in der Projektion ist das Alte konserviert […]

Nachtkritik

[…] dann aber spult die Bühnenmechanik ein paar Minuten zurück, und Emilia verschmilzt mit Orsina. Die zwar schnöde verleugnet und sitzengelassen wurde, aber die dennoch ein emanzipatorisches Modell darstellt, einsam, aber selbstbestimmt. Während der Tod Emilias, der genau genommen ein Femizid ist, als seltsam altmodisch wirkendes Filmbild (Video Jonas Link) verrauscht.

Theater heute

Theaterästhetisch derweil ist der Abend absoluter State of the Art, mit seinen in ihre Einzelteile zerfallenden Formen, mit seinem Humor, mit seiner Coolness, mit seinem so ungewöhnlichen wie effektsicheren Gespür für Schauwerte.

Theater heute

»Emilia Galotti« schnurrt bei Anne Lenk in knalliger Optik frisch dahin.

Hamburger Abendblatt

Mit Maja Schöne, Bernd Grawert, Sandra Flubacher, Jirka Zett, Cathérine Seifert, Merlin Sandmeyer

Regie Anne Lenk
Bühne Judith Oswald
Kostüme Sibylle Wallum
Musik Camill Jammal
Video Jonas Link
Dramaturgie Susanne Meister
Licht-Design Jan Haas

Emilia Galotti von Gotthold Ephraim Lessing. Premiere im Thalia Theater am 1. Juni 2024. Mehr Infos und alle Termine.